Allgemein Italien Toskana 2015

San Gimignano – das Manhattan der Toskana

Eines der „Must-Sees“ in der Toskana ist San Gimignano. Die Stadt gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und wird in vielen Reiseführern als „Manhattan des Mittelalters“ beschrieben. Das liegt daran, dass sich im Mittelalter die führenden Familien gegenseitig übertreffen wollten und so versuchten, den jeweils höchsten Turm zu bauen. Von den sogenannten über 70 Geschlechtertürmen sind bis noch 15 Türme erhalten geblieben. Die beiden Höchsten sind etwas mehr als 50 Meter hoch. In einem der Türme kann man sogar als Tourist nächtigen. Das ist allerdings ein etwas teurer, wenn auch sicher einmaliger, Spaß. Etwas preiswerter ist da schon etwas anderes zu haben, zum Beispiel ein Eis aus der Gelateria Dondoli. Der Inhaber, Sergio, hat schon mehrmals die Eiscreme-Weltmeisterschaft gewonnen. Wenn das nicht ein Grund ist, sich dort ein großes Eis zu gönnen, weiß ich auch nicht.

Tipp: Als ich am frühen Mittag in San Gimignano ankam, musste ich nicht einmal anstehen. Der kleine Laden war zwar voll gefüllt, aber keiner der Touristen bestellte etwas. Alle starrten nur die gut gefüllte Eistheke an. Also drängelte ich mal ganz galant bis zur Kasse vor und kaufte einen Becher mit diversen Schokoladen-Sorten. Mjam! Am Nachmittag zog sich die Schlange hingegen bereits bis weit auf den Platz.

San Gimignano ist für automobillose Touristen sehr gut mit dem Bus zu erreichen (z.B. ab Volterra oder Poggibonsi). Ich entschied mich für eine Fahrradtour ab Certaldo entlang der Villa del Monte und Pancole und kam nach gefühlt drei Stunden an. Für mich war die Fahrt schon recht anstrengend. Ganz ehrlich: Ich bin sogar mehrmals abgestiegen und habe das Rad geschoben. Natürlich möchte ich zu meiner Verteidigung sagen, dass das Fahren mit einem fremden, nicht ganz perfekt auf sich passenden Fahrrad etwas schwieriger ist. Dennoch gab es zwei, drei Stellen, wo mir die Steigung echt zu krass war. Glücklicherweise ging es auf dem Hinweg hauptsächlich bergauf, so dass ich mich auf den Rückweg freuen konnte. Andersherum wäre es echt demotivierend gewesen.

Für den Aufstieg des Torre Grossa in San Gimignano hatte ich allerdings keine Lust mehr. Zwar irgendwie schade, aber andererseits habe ich durch die Fahrradtour und generell durch einen Spaziergang durch San Gimignano viel Schönes gesehen und Ausblicke auf die Umgebung genießen können. Dabei muss ich so italienisch ausgesehen haben, dass mich ein Lieferdienstfahrer nach einer Adresse gefragt hat. Glaube ich jedenfalls, denn verstanden habe ich ihn nicht. Das hat er dann auch gemerkt. Überhaupt finde ich das Kommunikationsverhalten einiger Italiener wirklich amüsant. Es folgen drei Beispiele aus der Gelateria, denn ich bestelle immerhin mein Eis auf Italienisch.

  • Der eine, meist auf Touristen ausgerichtete Verkäufer ignoriert meine italienischen Sprechbemühungen und nennt mir den Preis wortkarg auf Englisch.
  • Ein anderer Verkäufer lächelt mich milde an. Auch wenn das Italienisch, das er da hören muss, in seinen Ohren weh tut. Er nickt freundlich und zustimmend und bedankt sich nach der Bezahlung auf Italienisch.
  • Am meisten Spaß habe ich mit Verkäufern der dritten Art. Sie müssen doch hören und eindeutig sehen, dass ich keine Italienerin bin. Trotzdem brabbeln sie munter auf Italienisch los und stellen mir noch detaillierte Fragen zu meinem Eiswunsch, z.B. ob ich eine Waffel, Streusel oder Sahne haben mag. Mein Gesichtsausdruck wechselt meist relativ schnell zu völliger Ahnungslosigkeit, so dass sie es dann mit Zeichensprache versuchen. Beide Parteien lächeln sich während dieses Akts fröhlich an und wünschen sich auf ihre Art jeweils einen wunderbaren Tag. Das bringt mir gute Laune!

Am Abend habe ich mir in Certaldo erstmalig eine Pizza in einem Lokal, genauer im Borgobasso nahe der Standseilbahnstation, gegönnt. Insgesamt hat die Pizza ganz gut geschmeckt, war aber jetzt auch nichts Besonderes. Leider war sie zudem an einigen Stellen etwas zu angebrannt und an den obligatorischen coperta – ich nenne es Zwangs-Trinkgeld – kann und möchte ich mich nicht gewöhnen. Das nächste Mal gibt es also wieder Pizza vom Imbiss direkt auf die Hand.

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