Allgemein Italien Toskana 2015

Auf ins mittelalterliche Certaldo

Die letzten Stunden in Pisa sind angebrochen. Am Morgen versuche ich noch einmal den Schiefen Turm von Pisa mit wenigstens ein bisschen magischem Sonnenlicht zu fotografieren. Erneut ohne Erfolg. Die Sonne will nicht so richtig. Schade. Dafür gönne ich mir noch ein kleines Kulturprogramm und besuche das Baptisterium und den Camposanto Monumentale. Das Baptisterium ist die größte Taufkirche im Christentum. Das allein heißt aber noch lange nicht, dass sie besonders schmuckvoll wäre. So richtig lohnt sich die Innenbesichtigung nicht. Hingegen empfinde ich die Kulisse des Camposanto – vor allem, wenn er nicht von Menschenmassen überfüllt ist – als eindrucksvoll. Die Anordnung der Säulen und der schlichte Garten faszinieren mich. Kulturliebhaber könnten sich eher an den Fresken und Grabmotiven erfreuen.

Mittlerweile sind einige Regenwolken aufgezogen. Pisa will es mir leicht machen, es nicht schön zu finden und nicht traurig über den Abschied zu sein. Ich mag Italien eigentlich sehr, aber Pisa hat mich wahrlich enttäuscht. Und als wären die letzten Tage nicht teilweise schon blöd genug gewesen, geht heute auch noch mein Koffer kaputt. Die Stange lässt sich nicht herausziehen. Also binde ich einen Stoffbeutel um den Griff und ziehe den Koffer daran bis zum Bahnhof. Mühsam und anstrengend, aber wenigstens hält es. Ein Hoch auf den guten alten Jutebeutel!

Der Zug ist recht voll. Kein Wunder, er fährt schließlich nach Florenz. Ich steige allerdings schon in Empoli aus, weil ich dort in einen anderen Zug Richtung Siena umsteigen muss. Mein Ziel heißt heute nämlich noch nicht Florenz, sondern erst einmal Certaldo. Certaldo ist ein kleiner Ort mitten in der Toskana. Er besteht aus Certaldo Alto, der historischen Oberstadt auf einem Hügel, und Certaldo basso, der Unterstadt. Am Bahnhof werde ich schon vom Besitzer meiner Unterkunft, dem B&B Il Pianigiano, erwartet. Cris fährt mich rasch mit dem Auto ins B&B, zeigt und erklärt mir alles. Ich bin beeindruckt vom Gelände und von meinem Zimmer. Ich habe das Zimmer hinter der Küche und damit zwar sehr wenig Licht, aber auch eine Terrassentür direkt in den Garten. Hier wirkt alles so friedlich, das ich mich sicher wunderbar entspannen werde.

Doch zunächst möchte ich Certaldo Alto erkunden. Zu Fuß ist es eine halbe Stunde entfernt, aber das macht nichts. Ausgeruht wie ich bin, laufe ich sogar in die Oberstadt anstatt die Standseilbahn zu nutzen. In Certaldo Alto angekommen, habe ich das Gefühl, die Zeit wäre vor mehreren Hundert Jahren stehen geblieben. Irgendwie möchte ich verweilen und mich der Zeitlosigkeit ergeben. Doch eine innere Unruhe treibt mich an und so spaziere ich durch den Ort. Schnell habe ich alle Gebäude gesehen und mache mich nach einer Weile auf den Weg zurück in die Unterstadt. Dieses Mal gönne ich mir die kurze Fahrt mit der Standseilbahn. Gleich auf der anderen Seite des Platzes gibt es übrigens einen kleinen Eisladen, die Gelateria Boccaccio. Dort entdecke ich eine meiner liebsten Eissorten – Kiwi! Leider ist diese Sorte häufig nur schwer zu bekommen oder schmeckt einfach nur künstlich. Hier aber stimmt der Geschmack. Viel schöner könnte der Tag nicht enden.

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Unterkunft: B&B Il Pianigiano

So wunderschön und idyllisch habe ich schon lange nicht mehr übernachtet. Das Il Pianigiano besticht nicht nur mit großzügigen (wenn auch etwas dunklen) Zimmern, sondern auch mit einem gemütlichen Garten mit Obstbäumen und Hühnern. Außerdem kann man die Küche im Esszimmer nutzen und sich so beispielsweise am Abend selbst ein Mahl zaubern. Zum Frühstück wird hingegen natürlich etwas bereitgestellt. Dabei handelt es sich um eine kleine, aber feine Auswahl. Für Vielfrühstücker sicher zu wenig. Für mich reicht es genau aus; nur ein frisches Ei wäre noch schön gewesen. Übrigens gab es Kakao. Ein Detail, das ich besonders anmerken möchte, da es mir selten begegnet. Ansonsten darf man kostenfrei die unterkunftseigenen Fahrräder nutzen, so dass man auch ohne Auto mobil ist. Cris und seine Familie habe ich als sehr freundlich erlebt; immer ansprechbar, lassen einem aber auch seine Ruhe. Falls ich noch einmal in die Gegend kommen sollte, würde ich sofort wiederkommen.


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