Umständliche Anreise
Manchmal da hasse ich meine preußische Pünktlichkeit. Heute zum Beispiel. Um 7 Uhr sollte ich am Fähranleger sein, um meine online gekauften Fährtickets abzuholen. Ich bin bereits Dreiviertel Sieben da. Soweit alles kein Problem. Nur dass die Malayien anscheinend ein anderes Zeitverständnis haben. Der Schalter öffnet dementsprechend nicht um 7 Uhr, sondern halt einfach mal eine halbe Stunde später. Naja. Besonders ärgerlich ist zudem, dass die hier echt schlecht organisiert sind. Erst muss ich zu Person A, um mir meine Tickets abzuholen. Dann muss ich zu Person B, um meine Tickets bei der Bootsgesellschaft zu verifizieren. Anschließend geht es hübsch eingereiht in eine lange Menschenlange, um einen „festen“ Sitzplatz zu bekommen und bei Person C meine Personalien abzugeben. Bevor ich nun endlich in den Wartebereich darf, muss ich natürlich noch eine Spende für den Marine Park bei Person D abgeben. Total umständlich. Vielleicht sollten die sich mal mit den Fährunternehmen und Abläufen der anderen Inseln auseinandersetzen. Weder auf den Perhentians noch auf Redang oder Kapas war es so kompliziert auf ein Boot zu kommen!
Das „richtige“ Aussteigen ist ebenfalls nicht einfach. Wer wie ich zum ersten Mal nach Tioman fährt und sich unsicher ist, wo er aussteigen muss, dem gebe ich einen guten Rat: Fragt Personen, die einheimisch aussehen, wo ihr gerade seid und verlasst euch NICHT auf das Schiffspersonal. Ich durfte dank diesem nämlich über zwei Kilometer zu Fuß zurücklegen, was mit Gepäck echt keinen Spaß macht. Natürlich bekam ich vor dem Einsteigen eine Karte mit den Anlegestellen und Person C hatte mir mitgeteilt, dass ich bis Tekek drei Stationen fahren müsse. Nur dass bei der dritten Station das Schiffspersonal auf dem Boot laut immer nur „Berjaya“ rief. Da ich aus meinem Reiseführer wusste, dass dieses Ressort einen eigenen Anleger hatte, habe ich darauf natürlich nicht reagiert. Nur dass die Station danach doch leider schon Air Batang war. Das war vor allem deswegen extrem ärgerlich, da meine Unterkunft auch noch am Ende südlichen Ende von Tekek liegt.
Erste Eindrücke von Tioman
Nun gut, das war keine schöne Anreise, aber die Insel würde mich bestimmt darüber hinweg trösten. Oder auch nicht. Keine Ahnung, was viele Menschen an Tioman finden. Ich kann die Faszination nicht wirklich nachvollziehen. Die Insel ist riesig, aber irgendwie nicht charmant. Bis auf Juara ist nur die Westküste bebaut. Der Rest ist von Dschungel bedeckt, was natürlich schon sehr schön ist. Aber sonst… Die Bebauung ist meist nicht gerade ästhetisch und wer am falschen Fleck in Tekek wohnt, hat das Vergnügen kleine Flugzeuge hören und sehen zu müssen. Zudem ist es auf Tioman alles recht teuer (bis auf einige Lokale) – trotz duty-free-Status. Schnorcheln lohnt sich nur an ein, zwei Stellen vom Strand aus, sonst gibt es nichts zu sehen. Ach ja, und wer Pech hat – glücklicherweise blieb ich davon verschont – muss sich den Strand mit bissigen Sandfliegen teilen. Alles in allem hat mich Tioman nicht von den Socken gehauen. Aus Sicht eines Tauchers mag das anders sein, aber alle, die lediglich schnorcheln wollen, empfehle ich – nun, da ich vier, fast paradiesische Inseln in Malaysia kennen gelernt habe – den Perhentians den Vorzug zu geben.
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Unterkunft: Swiss Cottage Tioman
Den ersten Teil meines Aufenthalts auf Pulau Tioman habe ich im → Swiss Cottage verbracht. Mein Terrace Fan Room ist ganz gemütlich. Im Preis inbegriffen ist ein kleines Frühstück und Annehmlichkeiten wie eine warme Dusche oder Handtücher. Von der Terrasse aus schaue ich in den „Garten“ bzw. das Zentrum der Anlage. Dort laufen allerdings ständig andere Gäste entlang, so dass ich nicht wirklich entspannen kann. Mir fehlt da einfach die Privatsphäre. Ich habe mich daher in meiner nächsten Unterkunft wohler gefühlt und empfand dort auch das Preis-Leistungs-Verhältnis besser. Allerdings machst du sicher nichts falsch, wenn du dich hier einquartierst.
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Womit ich meine Zeit verbracht habe
Was habe ich nun so lange auf Tioman gemacht? Relaxt und mich erholt, viel gelesen, Reiseplanungen für Singapur erstellt, meinen Rucksack aussortiert (Bye Bye liebes Moskitonetz, aber der Kauf eines Pop-Up-Netzes für Bewegungslegastheniker macht wirklich keinen Sinn, weil die es danach nicht mehr zusammenbekommen – trotz tiefer Bemühungen), Sonnenuntergänge betrachtet und Spaziergänge unternommen.
Anders als ursprünglich geplant, bin ich allerdings nicht nach Juara gewandert. Dazu konnte ich mich nicht aufraffen und die Taxifahrt war mir zu teuer (RM100 One-Way). Außerdem war ich noch zu sehr davon enttäuscht, dass beim Turtle Sanctuary hinterm Berjaya niemand anwesend war (und nach Juara wollte ich eigentlich nur, weil es dort ebenfalls eine Schildkrötenstation gibt, aber wenn da vielleicht auch niemand gewesen wäre?). Dafür habe ich aber endlich mehrere Warane gesehen und ein besonders hübsches Exemplar fotografisch festhalten können. Gleiches gilt für einige Affen.
Umzug in den Norden (Air Batang)
Nach vier Tagen bin ich vom Swiss Cottage in Tekek ins Bamboo Hills in Air Batang umgezogen. In der neuen Unterkunft habe ich mich wohler gefühlt. Dafür gab es jedoch ein Versorgungsproblem. Es mag darin begründet liegen, dass bereits die Nachsaison lief, aber die (m.M. chinesischen) Lokale in Tekek sowie die Shops in Tekek waren trotzdem zuverlässig geöffnet. Dort hat man abends ab 17/18 Uhr auf jeden Fall etwas zu essen bekommen. Zusätzlich gab es direkt beim Jetty leckere Ice-Blended-Shakes.
In Air Batang sah die Situation anders aus. Frühstück gab es grundsätzlich nur in drei Lokalen, der Rest hatte geschlossen. Weit vor um 10 Uhr konnte man in der Regel vergessen, etwas zu essen oder zu trinken zu bekommen. Egal, was die Lokale an Öffnungszeiten draußen angegeben hatten. Abends sah die Situation ähnlich aus (Essensbestellung frühestens ab 19 Uhr, wobei die Zubereitung teilweise mehr als eine halbe Stunde dauerte). An einem Abend öffnete mein Stammlokal auch einfach mal gar nicht. Keine Ahnung wieso. Also musste ich hungrig ins Bett gehen, da die näheren Shops schon geschlossen waren. Ihr solltet euch jedenfalls eine Notfallterrine oder eine Packung Kekse oder am Besten beides zulegen, wenn ihr in der Nachsaison in Air Batang unterwegs seid!
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Unterkunft: Bamboo Hills Chalet
Im → Bamboo Hills habe ich mich in Zimmer 4 einquartiert und es geliebt. Das Zimmer befindet sich in einer Doppelhüttenhälfte und ist das letzte in der Anlage. Es verfügt über ein schönes großes Bett mit Moskitonetz, zusätzliche Moskitospiralen, Handtücher und Wasserkocher. Highlight ist aber der Balkon. Durch die Hanglange schaut man wunderschön auf Strand und Meer herab und an der Seite kann man mit etwas Glück Affen beobachten. Traumhaft! Da schaue ich milde über die Kritikpunkte hinweg: Das WLAN reicht nicht bis zu meinem Zimmer, aus der Dusche kommt nur kaltes Wasser und es ist durch die Bauweise recht hellhörig (sofern man Nachbarn in Zimmer 3 hat). Dennoch: Ich würde jederzeit wiederkommen!
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Schnorchelausflug
Um den Bericht nicht negativ abschließen zu lassen, möchte ich noch von einem tollen Erlebnis berichten. Ich habe an einem Schnorchelausflug nach Coral Island teilgenommen (RM85, 6h; vier Schnorchelplätze, zwei davon bei Coral Island, die anderen beiden nahe Monkey Bay; Mittagspause in Salang) und dort endlich die ersehnten Meeresschildkröten und Haie gesehen. Auch Clown-Fische (Nemos) habe ich beobachten können! Wow! Allerdings nur, weil ich mit unserem Bootsfahrer (=Guide) geschnorchelt bin, denn allein hätte ich mich nie soweit raus bzw. weg vom Boot getraut. Aber endlich! Ich war sehr glücklich. Leider konnte ich das fotografisch nicht festhalten, da ich keine Kamera zur Verfügung hatte. Der Guide war jedoch total bemüht, solche Highlights aufzutreiben und hat mich auch an die Hand genommen, wenn die Strömung mal zu stark war. Das nenne ich Engagement. Ganz anders als auf Redang, wo es zwar immer zwei Angestellte auf dem Boot gab, die aber nie mit im Wasser waren, um Dinge zu zeigen. Jedenfalls bin ich nun sehr froh. Ich dachte schon, ich werde nie eine Meeresschildkröte zu Gesicht bekommen.
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